Karo erklärt die Welt (und scheitert): Cat Power Cat Power Cat Power !!!!!!!!!!!!!!!! Fester Hintergrund - Hintergrundbild fixiert
Sonntag, 18. Mai 2008
Cat Power Cat Power Cat Power !!!!!!!!!!!!!!!!
Gestern nahm ich am Grand Prix De La Chanson De Penivision teil und erreichte einen 4. Platz, worüber ich morgen mehr erzählen werde.

Heute erst mal Reminiszenzen an ein vergangenes Fantum/Phantom...

Chan Marshall
Cat Power, die ein Meilenstein in meiner künstlerischen Entwicklung war, läuft heute um 17 Uhr auf ON3 RADIO, könnt ihr euch über Internet-Live-Stream, Satellit oder Mittelwelle reinziehen.

Zu diesem Anlass möchte ich erzählen, wie ich sie vor einigen Jahren Frankfurt im Mousonturm erlebt habe.

Cat Power gehört wohl leider zu den Menschen, bei denen die Beziehung zwischen Genie und Alkohol eine sehr enge ist.
Seit sie trocken ist, haben ihre Lieder keine Tiefe mehr. Aber wer will es ihr verübeln? Laut eigener Aussage möchte sie inzwischen einfach genug Geld verdienen, um sich ein kleines Haus zu kaufen und aus dem ganzen Affenzirkus rauskommen.
Verübeln kann man es ihr besonders dann nicht, wenn man sie als Alkoholikerin live erlebt hat.

Sie kam mit einer vollen Flasche Southern Comfort auf die Bühne und hatte diese bis zum dritten Lied schon fast halb gelehrt. Dann begann sie ein wenig was zu erzählen und eine Frau aus dem Publikum hatte keine Geduld und rief irgendetwas Unüberlegtes, was Cat Power dazu veranlasste, 40 Minuten lang weiter zu reden, während sich die Flasche stetig ihrem flüssigen Ende näherte. Entschuldigungen der Ruferin halfen nichts, aber wenigstens reichte Cat Power die Flasche ins Publikum, so dass sie selbst nicht mehr weiter trinken konnte. Es war unendlich traurig mit anzusehen, wie diese Frau mit der wunderschönen Stimme total verunsichert auf der Bühne saß und sich verbal ihr Herz rausriss, während die Leute von ihr nur erwarteten, dass sie singt. Es ist für manche Menschen wohl nicht leicht, sich in einer solchen Situation nicht wie eine Hure zu fühlen.
Ich kannte Cat Power zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht richtig, denn ich hatte sie nur durch Zufall einmal in London als die Vorgruppe der Dirty Three gesehen, kannte also keine Lieder, außer dass mir im Gedächtnis geblieben war, dass sie Dead Leaves and the Dirty Ground von den White Stripes gecovert hatte. Es waren also 40 Minuten vergangen, seit Cat Power ihre Band von der Bühne geschickt hatte und ich dachte mir, vielleicht braucht sie ja nur eine Idee... und ich sang die ersten zwei Zeilen von Dead Leaves... man konnte sehen, wie es in ihrem Kopf tickerte und Cat Power begann tatsächlich das Lied zu singen, erst alleine mit ihrer Gitarre, dann kam die Band wieder auf die Bühne und spielte mit. Cat Power krabbelte dann von der Bühne runter ins Publikum (laufen konnte sie nicht mehr richtig, die Flasche war inzwischen zu ihr zurück gekommen) und legte sich hinter mich und ihre Füße auf meine Schultern. Während sie geredet hatte, hatte sie den Leuten befohlen, sich auf den Boden zu setzen oder zu gehen und sich das Eintrittsgeld wieder zu holen.
Jedenfalls lag dann diese unglaubliche Sängerin direkt neben mir, auf mir, und sang 20 Minuten nur dieses eine Lied, bis ihre Managerin kam und wir sie zu dritt auf die Beine stellten, damit sie wieder auf die Bühne kommen konnte. Dort spielte sie dann auch noch zwei Lieder und nachdem das Konzert zu Ende war, saß sie wie ein Häufchen Elend an den Drums und wollte nicht weg. Es war so krass zu sehen, wie nah Götterstatus und Peinlichkeit beieinander lagen. Wenn sie sang, dann waren die Leute wie hypnotisiert und es war jedem egal, dass sie sich dauernd verspielte oder wie kläglich sie als Mensch vor uns herumschlingerte.

Was ist jetzt der Punkt der Geschichte? Dass es für mich einfach unglaublich wichtig war zu sehen, dass die Menschen, die für uns auf der Bühne stehen, keine Maschinen sind und dass es mehr berührt, wenn es ehrlich ist, als wenn es perfekt ist. Es hat mir auch gezeigt, dass das Publikum nichts zu erwarten hat. Dass man als Künstler etwas gibt und kein Konsument das Recht hat, eine Leistung einzufordern, denn ein Lied ist immer noch kein Gebrauchsartikel. Emotionen sind so persönlich, dass man im Falle der Musik sich als Hörer glücklich schätzen darf, an dem Leben eines anderen Menschen für einen Augenblick teilhaben zu dürfen. Seitdem höre ich Musik mit anderen Ohren und kann meine eigene auch viel selbstbewusster bzw. überhaupt vor fremden Menschen spielen. Das heißt nicht, dass ich nicht, dass ich mich nicht auch aufrege, wenn ich eine "schlechte" Show gesehen habe, aber schlecht heißt für mich dann eigentlich eher "unpersönlich" als "nicht perfekt"...

In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Sonntag und vielleicht viel Spaß beim Konzertmitschnitt auf ON3 RADIO.

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Danke,
dass wir an der Geschichte teilhaben durften.
Schade nur, dass anscheinend kurzfristig das Programm geändert wurde :-(
Jetzt läuft "The Notwist @ Alabamahalle München 2003" und ich hab mich umsonst beeilt.

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ja, sorry, ich hab's erst 7 minuten vorher gemerkt :(

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War ja auch kein Vorwurf ;-)
Hat auch den Vorteil, daß ich jetzt noch vor Regenbeginn zuhause war. Wie war das mit den Zitronen?

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